Vögel das ganze jahr füttern
Untersuchungen zeigen: Die Vogelfütterung in Städten und Dörfern kommt etwa 10 bis 15 Vogelarten zugute. Dazu gehören Meisen, Finken, Rotkehlchen und Drosseln. Die meisten .Wenn es um Wildvögel geht, hat man in Deutschland die Spendierhosen an: 158 Millionen Euro geben die Menschen 2022 allein für Meisenknödel, Wildvogelfutter, Sonnenkern & Co. aus, hat der Industrieverband Heimtierbedarf ausgerechnet. Im Frühjahr verschwinden zwar die Säcke und Plastik-Boxen mit Vogelfutter aus den Landfutter-Läden, den Bau- und Gartenmärkten. Wer sich an den regen Betrieb am Vogelhäuschen und den Futterstellen im Garten oder Park erfreut hat, fragt sich vielleicht: Warum nicht weiterfüttern, die Vögel haben ja auch im Sommer Hunger und so groß ist das Futterangebot bei unser in der Siedlung ja auch nicht?
Alle reden vom Vogelsterben, also warum nicht auch im Sommer füttern?
Dem hält der Naturschutzbund Deutschland entgegen: "Vogelfütterungen in Städten und Dörfern erreichen selten mehr als 10 bis 15 Vogelarten, nämlich vor allem Meisen, Finken, Rotkehlchen und Amseln. Diese Arten haben stabile oder wachsende Populationen, keine ist in ihrem Bestand gefährdet." Für den Schutz der Artenvielfalt tut man aus Sicht des Naturschutzbundes also herzlich wenig, eigen wenn man im Frühjahr und im Sommer das Futterspender füllt. Vielmehr lenkt das vom eigentlichen Problem ab: Wie gestalten wir unsere Umwelt, wie gehen wir mit Flächen um, wo lassen wir die Natur noch Platz zum (Über)Leben? Ist Vogelfütterung zwölf Monate im Jahr ein vergleichsweise billiges Feigenblatt, mittels dem wir das schlechte Gewissen angesichts von Vogelsterben, Insektensterben etc. locker abdecken können?
Pro Ganzjahresfütterung: Was spricht für die Fütterung?
Zum einen ist da das Glücksgefühl, das mit den Vögeln vorbeigeflattert kommt. Verkürzt kann man sagen: Je mehr verschiedene Gärten, desto mehr Glücksgefühl. Das Deutsche Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung Halle-Jena-Leipzig (iDiv) und die Uni Kiel haben das erforscht und in Geld umgerechnet: Ein Plus von 14 Vogelarten entspricht demnach dem Wohlgefühl von 124 Euro mehr auf dem Lohnkonto.
Auch das Vogelzwitschern tut der Seele gut. Am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung hat man herausgefunden, dass bei gesund Menschen Ängstlichkeit und Paranoia abnehmen können, wenn siehe Vogelgesang hören. Egal, ob mehrere Vogelstimmen zu hören waren oder nur eine einzige Art. In das gleiche Kerbe schlägt man am King's College in London: Eine Forschungsgruppe wies nach, dass Hören und Sehen von Vögeln das Wohlbefinden verbessert.
Contra Ganzjahresfütterung: Mensch greift ins ökologische Gleichgewicht ein?
Ein Argument gegen die Ganzjahresfütterung lautet: Vögel werden abhängig von menschlicher Hilfe, sie verändern ihr Brutverhalten. Dafür liefert es tatsächlich ein untersuchtes Beispiel. Eine Studie in Finnland von 1981 hat nachgewiesen, wie zusätzliche Futter das Überleben einer Weidenmeisen- und einer Haubenmeisen-Population tatsächlich beeinflusste. In den Populationen kamen weniger Tiere im Winter um und die Brutpopulationen verdoppelten sich im folgenden Frühjahr. Und das, obwohl die Winterfütterung zwei bis vier Wochen vor der Eiablage beendet wurde. Daraus schlossen die Forscher, dass das Nahrungsangebot im Winter auch über die Größe der Brutpopulation entscheidet. Winterfütterung könnte man also hier als "Eingriff" in die natürlichen Schwankungen des Ökosystems deuten.
Contra Ganzjahresfütterung: Verlagern Vögel Siedlungsgebiete?
Das hat eine Forschungsarbeit weg Kanada nachgewiesen. Die Auswertung von Daten aus 17 Jahren eines Citizen Science Projektes in British Columbia belegte, dass eine Kolibri-Art, Calypte anna, ihr Überwinterungs- und Wanderverhalten an die Verstädterung der Landschaft und die vorhandenen Futterressourcen anpassten. Die Kolibris dehnten ihre Verbreitungsgebiet aus und siedelten sich sogar in kühleren Regionen an, weil sie gelernt hatten, dass ganzjährig Nahrung bereitstand.